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Mittwoch, 28. Februar 2007

Mit Zelt und Fahrrad zehn Monate in Europa und Asien unterwegs. Carl Steiner campiert in Tadschikistan und wärmt sich an den letzten Sonnenstrahlen.

Alle Fotos: earl Steiner

Gerädert: Zehn Monate um die halbe Welt

PRAMBACHKIRCHEN. Carl Steiner (26) erfüllte sich ei­ nen Traum und durchquer­ te mit dem Fahrrad die hal­ be Welt. Nach 19.502 kilo ­ metern parkte er wieder vorm Elternhaus.

VON CLEMENS THALER

Zwei Tragetaschen hinten, drei vorne am Rad, ein Wimpel mit der Aufschrift:

Der gute Radfahrer. Diesen Titel hat sich Carl Steiner aus Prambachkirchen mehr wie jeder andere verdient. Zehn Monate war der 26-

jährige mit dem Rad (mit Gepäck 60 Kilo) in Asien und Europa unterwegs.

19.502 Kilometer steht auf dem Tacho des Trek­ kingrades, das etwas abge­ nutzt wieder zu Hause bei seinen Eltern in der Garage steht. "Zuerst haben sie ge­ sagt: Du spinnst!", erzählt Carl Steiner. Jetzt sind sie aber sehr stolz auf ihn. "Als er durch den Iran ohne Schwierigkeiten durchkam, war die Angst weg", sagt Vater Alois. Mit dem Handy blieben sie in Kontakt.

100 bis 150 Kilometer ist Carl Steiner pro Tag ge­ fahren, in den Bergen 60. Unzählige Pässe, Sechstau­ sender und Trampelpfade hat der junge Abenteurer überwunden. Verletzungen, Krankheiten oder Schmer­ zen hielten sich in Grenzen: "Nur am Anfang hatte ich Knieprobleme" . Er sei einfach zu schnell losge­ fahren. "Aber zum Glück ist Ungarn so flach", sagt Steiner lächelnd. Sein Fahrrad hat da schon mehr abbekommen: Zehn Patschen

Meditieren, im Hintergrund das Potala in der tibetischen Hauptstadt Lhasa.

musste der Prambachkirch­ ner reparieren, die vordere Hydraulikbremse fiel aus.

"Von Iran nach Turkme­ nistan bin ich nur mit der Hinterbremse gefahren", sagt Steiner. Einen Berg hinab habe er sein Rad schieben müssen, da sonst die Felge durch die Hitze zerstört worden wäre.

Einmal bestohlen

Mit Englisch, Wortbro­ cken der Landessprache, Händen und Füßen hat sich Steiner überall durchge­ schlagen. "Wenn sie dich verstehen wollen, dann funktioniert's". Bekannt­ schaft der unangenehme­ ren Art machte er am An­ fang seiner Reise in Rumä­ nien: Zwei kleine Kinder stahlen ihm seinen geliebten MP3-Player.

STICHWORT

Tourdaten

Am 21. April 2006 startete Carl Steiner vorm Elternhaus in Prambachkirchen. Seine Reise führte in nach Ungarn, Rumänien, Bulgarien, Türkei, Iran, Turkmenistan, Usbekistan, Tadschikistan, Kirgisistan, China, Vietnam, laos und Kambodscha bis nach Thailand. Von dort per Flugzeug nach Frankfurt, Sonntag kam er nach Hause.

Sonst seien aber die Treffen mit Menschen aus anderen Kulturen die schönsten Erfahrungen sei­ ner Reise gewesen, erzählt Steiner. "Egal ob Türken, Iraner oder Vietnamesen. Obwohl sie selbst nichs ha­ ben, luden sie mich zum Essen und Schlafen ein". Um seine jeweiligen Gast­ geber nicht zu kränken hat der Vegetarier auch Fleisch gegessen. Sonst ernährte sich Steiner meist von Sup­ pen und Nudeln, die er vor seinem Zelt kochte. Ans

Aufgeben dachte der Aben­ teurer fast nie, nur in der turkmenischen Wüste bei Gegenwind und Durchfall war er nahe daran.

Von Thailand ist Carl Steiner nach Frankfurt ge­ flogen, die letzten 800 Kilo­ meter nach Hause fuhr er trotz Grippe wieder mit dem Rad. Bald will er wie­ der aufbrechen.

Bilder und Reiseinfos unter www.carl.at

Iraner luden den Weltreisenden zum Picknick ein.